Allianz, ich will ein Kind von Dir!

Digitalisierung ist aktuell das große Schlagwort der Branche. Es ist Aufgabe, aber auch Hype. Oft hat man da Gefühl, das jeder Vorstand das Wort etwas anders nutzt und natürlich sind alle voll im Thema – welches Thema das auch immer sei.

Hört man genau hin, sind die Aussagen der Versicherer jedoch verräterisch. Sie offenbaren wieviel Bewusstsein um die Herausforderungen der Gegenwart tatsächlich vorhanden ist, welche Haltung die Branche einnimmt.

„Wie steht Ihr Unternehmen zur Digitalisierung?“

Auf die Frage hin hört man von Vorständen der Branche fast immer Sätze in dieser Art:

  • „Wir nehmen die Digitalisierung sehr ernst.“
  • „Die Digitalisierung wird die Zukunft der Branche entscheiden.“
  • „Wir gehen die Digitalisierung entschlossen an.“
  • „Digitalisierung wird eines unserer Kernthemen werden.“
  • „Es ist wichtig die Digitalisierung nicht zu unterschätzen und sich rechtzeitig darauf einzustellen.“

Alles auf die Zukunft ausgerichtet, in der irgendwo düster und verschwommen die „Digitalisierung“ lauert.

Bei der Allianz hört sich das anders an:

„Wir haben die Digitalisierung verpasst und müssen uns anstrengen wieder den Anschluß zu bekommen.“

Das ist mal eine Aussage!  Offenkundig hat die Alianz als einziges begriffen, dass es bei der Digitalisierung gerade nicht um die Zukunft geht. Die technischen Möglichkeiten sind schon lange vorhanden. Sie befinden sich schon in der Umsetzung und entsprechende Vorreiter sind schon sehr weit mit der Umsetzung. Lediglich die Auswirkungen werden sich erst in der nahen Zukunft zeigen.

Doch das ist wie mit dem Tsunami oder dem Atom-Gau: Wenn Du die Auswirkungen spürst, ist es zu spät etwas zu unternehmen.

Taten statt Worte

Was die Aussagen der Allianz eindrucksvoller macht ist die Tatsache, dass die Allianz sie untermauert. Hieß es vor einem Jahr noch man plane 200 Millionen Euro in die Digitalisierung zu investieren – und das ist ja schon eine recht ordentliche Summe – so lässt die Allianz dieser Tage verlauten, man investiere ab sofort 400 Millionen Euro jedes Jahr in die Digitalisierung.

DAS ist mal ein Brett.

Natürlich muss man sehen, dass die Allianz Europas größer Versicherer mit einem jährlichen Umsatz zwischen 30 und 35 Milliarden Euro ist, aber auch dann sind das noch über ein Prozent des Umsatzes. Bedenkt man, dass ein Großteil des Umsatzes gar nicht dem Unternehmen zur Verfügung steht, sondern für Schäden und Kapitalanlagen bereit gestellt werden muss, lässt sich ableiten wie enorm die Anstrengungen der Allianz im Vergleich zu anderen Versicherern sind.

Wer abwartet wird zur Seite gefegt

Aus meiner tiefsten Überzeugung wird sich die Allianz mit diesem Kraftakt ihre Vorherrschaft in der europäischen Versicherungsbranche für die nächsten 20 Jahre zementieren. Sie belegt eindrucksvoll, warum das Management der Allianz seit Jahrzehnten die Führung behauptet und der Rest der Branche allenfalls treudoof hinterherhumpelt.

Mit der Digitalisierung ergeben sich neue Chancen den Status Quo zu ändern. Doch wieder einmal zeigt sich, dass ein Fisch am Kopf stinkt. Was nützen den verschiedenen Versicherern neue Chancen, wenn Sie diese nicht erkennen, lieber ausschlafen und das Spielfeld wieder im entscheidenden Moment nicht betreten?

Das Vorbild taugt auch für den Makler: Wie viele von Euch, reden ebenfalls über die Zukunft und tun in der Gegenwart exakt: Nichts.

  • Homepage? – „Stimmt, da muss ich dringend mal was tun.“
  • Simplr? –  „Ja, da muss ich mich demnächst mal mit beschäftigen.“
  • Video-Digitalisierung? –  „Hatte ich noch keine Zeit zu.“

Die Allianz hat es es begriffen. Wir reden hier nicht über etwas, was man irgendwann mal tun muss, wenn man Zeit hat und wenn die Kunden danach fragen. Dann wird es zu spät sein. Andere tun das nämlich schon jetzt. Sie gewinnen an Kraft und an Erfahrung. Der Zug fährt jetzt aus dem Bahnhof. Wenn Du mitfahren willst, musst Du den Kaffee stehen lassen und hinterhersprinten.

Gegenwarts-Philosophie der Allianz

Natürlich muss einem das nicht Gefallen. Die aktuelle Entwicklung ist alles andere als bequem für uns alle. Wenn Du die Entwicklung verweigerst, ausblendest, ablehnst, wenn Du nicht ins Handeln kommst: O.k.. Die Entwickung geht dann eben ohne Dich weiter. Hast Du Dir schon überlegt wovon Du demnächst leben willst? Eis verkaufen ist doch nicht schlecht! Oder Burger? Gute Reinigungskräfte sind auch immer schwer zu bekommen!

Die Allianz hat dies offensichtlich in seiner ganzen Konsequenz begriffen. Wenn ich die Manager der Allianz höre, habe ich manchmal das Gefühl als spräche ein Manager eines FinTechs aus Berlin. Die Ähnlichkeit im Denken ist verblüffend. So klar und deutlich hebt sich das Top-Management der Allianz aktuell vom Rest der Branche ab.

Auf einer Vermittler-Tagung vor ein paar Wochen sprach der Finanzvorstand der Allianz Leben Burkhard Keese es sehr klar aus. So hört sich das an:

„Es spielt keine Rolle, was wir wollen, was unsere Mitarbeiter gut finden oder was der Vermittler will.

Künftig zählt nur noch eine einzige Sache:

Was der Kunde will.“




13 Kommentare zu “Allianz, ich will ein Kind von Dir!

  1. Die Offenheit der Allianz in Bezug auf verpasste Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung ist für die Branche bemerkenswert positiv.
    Der Satz in Bezug auf Kundenorientierung ist aber aus meiner Erfahrung wenig authentisch. Die Allianz, wie viele andere Versicherer, interessieren sich nicht aufrichtig für den Kunden. Das zeigen immer wieder Fälle in der täglichen Praxis und es zeigt sich u.a. daran, dass auch der Vermittler und die Mitarbeiter „Kunden“ der Allianz sind. Als Vorstand sollte Herr Keese wissen, dass er gegen Vermittler und Mitarbeiter nicht seine Ziele erreichen wird. Ich wünsche mir, dass die Aussage so aus dem Kontext gerissen war und in der Realität alle relevanten Beteiligte eingebunden werden.

  2. Na klar Herr Linde,

    die Allianz ist natürlich ein großer schwerer Tanker. Nur weil der Vorstand eine bestimmte Haltung annimmt, wird diese noch länsgt nicht von jedem Matrosen gelebt. Da ist sicher noch einiges zu tun. Trotzdem gefällt es mir, dass die Führung diese Haltung hat.
    Und natürlich gibt es auch bei vielen anderen Versicherern diesbezüglich Fortschritte. Die Allianz ist sicher nicht die einzige helle Kerze auf der Torte. 😉

    Für uns ist es doch einfach schön zu sehen, dass sich in der Branche etwas bewegt (zumindest etwas) und das es, wenn man genau hinschaut, doch auch viel positives zu berichten gibt. Man sieht ja sonst oft nur das negative. Vielleicht widmen wir (und da schließe ich mich ausdrücklich ein) allzuoft und zu leicht immer nur das Negeative. 🙂

  3. Klasse, dass eine so große Gesellschaft wie die ALLIANZ die Herausforderung der Digitalisierung in unserer Branche meistern will – auch das Budget ist beeindruckend.
    Es bleibt zu hoffen, dass die anderen Versicherer -nachdem sie sich nach diesem Statement sicherlich erst einmal frische Unterhosen anziehen mussten- ebenfalls mitziehen.
    Natürlich ist da noch viel zu tun, wenn man u.a. die BiPRO-Quote betrachtet. Denn nur so kann die http://www.betreute-App.de (neben Push-up, Affiliate-Link zu AppStore & GooglePlay sowie Maklerlogo auf simplr-Icon) noch besser werden … ?

  4. Ich hatte im Juni die Möglichkeit die Allianz in München zu besuchen und an einem Workshop teilzunehmen. Da wird in sehr viele Richtungen gedacht. Ich hatte auch den Eindruck, dass die Allianz nicht nur dem Trend hinterherrennen will, sondern in machen Bereichen zum Vorreiter wird. Da ist Einges angedacht, was es so in der Branche bisher noch nicht gibt, und die Digitalisierung wird ein Hilfsmittel dafür sein um diese Ideen umzusetzen.
    Viele Grüße aus Berlin
    Dirk Gärtner

  5. Hallo Herr Pradetto,
    ist ja wirklich schön, dass etwas passiert. Der Branche täte es aus meiner Sicht trotzdem gut mehr zu machen und weniger zu reden/schreiben. Kundenorientierung war schon immer möglich. Die kommt nicht mit der Digitalisierung und auch nicht weil ein Vorstand es verkündet. Kundenorientierung äußert sich, wenn es gekebt wird. Z.B. bei den vielen Maklern oder auch bei bd mit den prompten Reaktion bei Fragen der angebundenen Makler. Da ist die Fokussierung automatisch gleichgeschaltet. Schnelle Reaktion von bd hilft Makler, Makler kann schnell reagieren und hilft Kunden. Da sollte sich der Versicherer integrieren. Das geht bei Produkten und Schaden genauso. Warum oder, wenn auch und geht!? Also weiter arbeiten. Jeder an seinen Themen.
    Solange Ihre weiter so Gas gebt bei technischem und menschlichen Suport habe ich weiterhin viel Freude mit der Admin in meinem Maklerbetrieb.

  6. Auch ich war kürzlich von der Deutschen Lebensversicherung (Tochter der Allianz) positiv überrascht. Aufgrund einer geklärten Antragsrückfrage hat mich eine Mitarbeiterin noch zurückgerufen und mir nur kurz mitgeteilt, alles in Ordnung – Antrag wird policiert.
    Weniger als eine Stunde später hatte ich schon automatisiert über BIPRO die Police im System von blau, wenn auch noch mit falschem Titel, aber auch das wird noch. Feine Sache.
    Vielleicht kann man der Allianz ja doch noch etwas Gutes abgewinnen 😉

  7. Ich finde, daß sich die Allianz auf eine Kundenorientierung beruft als Witz! Ich bin selber mal von einem Allianz Kunden geschädigt worden (sein Anhänger hatte sich gelöst und ist an meine Hauswand geprallt, hat die Wärmedämmung beschädigt und hat danach noch den Zaun beschädigt). Danach hat mir die Schadenabteilung den Kostenvoranschlag gekürzt wo sie nur konnte. Obwohl der Kostenvoranschlag sogar niedrigere Kosten hatte, als die ursprünglichen Arbeiten etwa 10 Jahre vorher, war es laut dem „unabhängigen“ Gutachter, der so unabhängig war, daß er mir als Mitarbeiter des Allianz-Schadendienst angekündigt wurde, angeblich zu teuer. Und weil die Wand an einer Stelle eine leichte Verfärbung durch Regen hatte, wollte man den Preis dann nochmal um die Hälfte drücken. Eine gütliche Einigung ist mit der Allianz ist nicht möglich, ohne Rechtsanwalt bleibt man auf einem Großteil des Schadens sitzen. Nennt man das Kundenorientierung?

  8. …….yes! Da geb ich dem Kollegen Mike Friend mal so voll und ganz Recht. Digitalisierung ist ein Ding. Kundenorientierung ist ein ganz anderes Ding. Und die meißten Mitarbeiter bei der Allianz, die ich kennengelernt habe ——- sind die schlechtesten Dinger, und haben von Kundenorientierung genauso viel Ahnung wie ein Ochse vom Schafkopfen. Grüße aus dem Bayerischen Oberland.

  9. In diesem Zusammenhang ist vielleicht auch der Artikel in der Euro am Sonntag über den neuen Axa Chef Thomas Buberl sehr interessant.
    Zwar ein anderer Versicherer aber ebenfalls einer der großen Player.

    Viele Grüße aus Berlin
    Dirk Gärtner

  10. Hallo Zusammen. Als direkt betroffener kann ich bestätigen, dass die Allianz einen enormen Wandel in der Einstellung zur Digitalisierung innerhalb der letzten 24 Monate durchgemacht hat. Nicht umsonst haben die den Vorzeigecoach Jan Hönle gebucht. In Sachen Schnittstellen und Dunkelverarbeitung von Anträgen ist das Allianz AMIS (Agenturverwaltung) zwar teils extrem nervig in der Usability, aber gleichzeitig sicherlich eines der besten Agentursystem im Markt. Die Allianz wäre aktuell sicherlich offen dafür, die Umsetzung für Makler zu verbessern. Aber gibt es auch eine Nachfrage seitens der Makler für derartige Investitionen?

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