Der Nein-Sager – Warum wir öfter mal nein sagen sollten!

Vieler meiner Kollegen trauen sich nicht, ihrem Abteilungsleiter, dem Chef oder selbst anderen Mitarbeitern gegenüber eine Bitte zu verwehren, obwohl sich die Arbeit stapelt und man sich nur noch mehr unter Stress setzt. Wie kann man nun lernen, sich selbst wichtig zu nehmen und seine eigenen Bedürfnisse nicht zu vernachlässigen? Und warum fällt es ihnen überhaupt so schwer nein zu sagen?

Wer zu viel aufgeladen bekommt, gerät schnell in einen Teufelskreis!
Wer zu viel aufgeladen bekommt, gerät schnell in einen Teufelskreis!

Nicht immer sagt man das, was man eigentlich sagen möchte.

Marcel bittet mich schon wieder um einen Gefallen und Oliver ordnet Überstunden an, Lars möchte den Bericht kurzfristig auf seinem Schreibtisch haben und Zuhause braucht meine Mutter auch noch Hilfe im Garten. Eigentlich habe ich keine Zeit – aber trotzdem sage ich nicht nein. Vielen Menschen kommt ein ja über die Lippen, wo sie eigentlich nein meinen. Kommt Ihnen das bekannt vor? Wer in solchen Situationen immer nur ja sagt, wird sich schnell übernehmen und letztlich nicht allen Erwartungen gerecht werden.

„Kein Bock – ich hab was Besseres vor!“ – diesen Spruch bringen Angestellte ihrem Vorgesetzten nur einmal und wer Kollegen gegenüber zu schroff Kontra bietet, macht sich nur unbeliebt. Man sollte die Situation immer realistisch einschätzen. Ordnet der Chef für alle Überstunden an, weil sonst ein wichtiges Projekt nicht fertig wird, dann sollte man natürlich keine Einwände haben. Kommt jedoch immer der gleiche Kollege auf einen zu um Arbeit abzugeben, damit er früh nach Hause gehen kann ohne sich dafür zu revanchieren, darf man gerne auch mal nein sagen und ablehnen.

Warum fällt uns ein kleines Wort so schwer?

1. Angst vor den Konsequenzen.

Gerade im Berufsleben sitzt die Angst ein wenig tiefer, niemand möchte als faul gelten und dadurch schlecht dastehen. Um nichts falsch zu machen, sagt man lieber gar nichts und übernimmt des „lieben Friedens“ willen ohne Einwände die Zusatzarbeit. Die Konsequenzen sind Überstunden, Wochenendarbeit und ein permanentes Gefühl der Überlastung.

2. Jeder mag es gemocht und gebraucht zu werden.

Eine Ablehnung, so befürchten die meisten, könnte den anderen verärgern, verletzen oder ihn letztlich dazu bringen sich abzuwenden. Hier muss man jedoch darauf achten, nicht alles nur dem anderen zuliebe zu machen, das kann auf Dauer nicht funktionieren. Man sollte auch mal an sich denken.

3. Konflikte vermeiden.

Durch ein zu hohes Arbeitspensum setzt man sich zusätzlich unter Druck und Stress. Außerdem kann der gute Wille auch schnell negativ auf einen zurückfallen, wenn man seine Aufgaben nicht schafft oder fehlerhaft bearbeitet. Man geht dem Ärger aus dem Weg.

4. Der Teufelskreis.

Kollegen die jede Bitte, einen zusätzlichen Auftrag oder eine Sonderaufgabe zu übernehmen widerspruchslos erfüllen, werden auch als klassische Ja-Sager wahrgenommen. Hingegen haben es die „schwierigen“ Kollegen einfacher, diese werden in Ruhe gelassen. Stapelt sich bei leicht zugänglichen Angestellten die Arbeit, nimmt auch schnell die Unzufriedenheit zu. Jenes wirkt sich oftmals auch auf die Gesundheit aus und führt im schlimmsten Fall zum Burnout.

Tipps um es einfacher zu machen:

1. Bitten Sie um Bedenkzeit und lassen Sie sich nicht überrumpeln!

  • Kann ich jetzt nein sagen und anbieten zu einem späteren Zeitpunkt die Aufgabe zu erledigen?
  • Hat ein anderer Kollege Zeit, um die Aufgabe zu übernehmen?
  • Kann ich um Unterstützung bitten?
  • Ist vielleicht ein Tauschhandel möglich, sprich kann ich die Aufgabe annehmen und eine andere abgeben?

2. Lernen Sie konstruktiv nein zu sagen und formulieren Sie ein positives nein!

  • Es sollte ein deutliches nein sein, um Missverständnisse zu vermeiden, allerdings keine barsche Abfuhr.
  • Begründen Sie ihre Ablehnung!
  • Bieten Sie eine produktive Lösung an!
  • Zeigen Sie Freude über das entgegengebrachte Vertrauen sowie Verständnis!

 Hausaufgabe für Sie:

Spielen Sie doch einmal den Kunden! Rufen Sie bei einem Ihnen unbekannten Versicherungsmakler an, mit dem Vorbehalt, dass Sie sich für eine Haftpflichtversicherung interessieren. Erstmal nicht schwierig. Lassen Sie sich beraten und drei verschiedene Produkte vorstellen und lehnen Sie dann in sozial angemessener Form alles ab! Das Gleiche lässt sich natürlich auch in einem Schuhgeschäft oder Elektrohandel durchführen. Viele Menschen sind Ja-Sager, weil sie die nötige Sicherheit nicht besitzen und es schlichtweg nicht gelernt haben nein zu sagen. Deshalb: Lernen Sie, nein zu sagen!

Nein sagen ist doch gar nicht so schlimm.

Man malt sich aus, was im schlimmsten Fall passieren könnte: Wutanfall, Erbostheit, Koller oder sogar die fristlose Kündigung. Doch wenn man dann abgelehnt hat, stellt man fest: die Welt ist nicht untergegangen und die meisten Menschen haben sogar Verständnis für die Lage. In angespannten Situationen erscheinen die Konsequenzen einer Ablehnung aufgrund unserer Befürchtungen oft viel schlimmer und weitreichender, als sie es real sind. Doch auch ein positives nein schließt nicht immer eine Enttäuschung aus und wie jemand reagiert kann man nicht beeinflussen! Die Kunst ist, Unangenehmes zu sagen ohne unangenehm zu sein!

Falls Sie sich noch mehr für das Thema interessieren, kann ich Ihnen das Buch „Nein sagen und trotzdem erfolgreich verhandeln“ vom Autor des Harvard-Konzepts William Ury empfehlen.

 




1 Kommentar zu “Der Nein-Sager – Warum wir öfter mal nein sagen sollten!

  1. Vollkommen richtig, allerdings bin ich eher der Meinung, dass sich die meisten Personen für wichtiger halten als Sie sind, weil sie glauben, oder anderen glauben machen wollen, dass ohne Sie nichts läuft.
    Das ist der Grund, weshalb sie permanent Ihre Mails abrufen, sonstige Dinge im Internet anstellen, nie richtigen Feierabend und Wochenende genießen.
    Die Folge ist meist ein verzetteln beim Erledigen der eigentlichen Aufgaben, eine erhebliche Steigerung der Fehlerquote aufgrund mangelnder Konzentration, schließlich die Feststellung, dass man „Stress“ hat.
    Sinnvoller und am Ende effektiver wäre es, eine einmal begonnene Arbeit zunächst zu beenden und sich erst dann um die nächste Aufgabe zu kümmern.
    Das gilt auch für das Übernehmen zusätzlicher Aufgaben im Betrieb.

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