Unabhängigkeit ist mir wichtig, darum kein Pool

Unabhängigkeit ist Dir wichtig. Wenn Du alles oder zu viel über einen Pool machst, begibst Du Dich in Abhängigkeit?

Lisa geht es genau so…

Lisa und das Angebot

Lisa ist eine junge Studentin. Sie zieht in eine neue WG. In der WG wohnen mit ihr zusammen Thomas, Marie, Joachim und Tanja. Auch sie studieren. Lisa wird freudig begrüßt.

Das Studium ist sehr anspruchsvoll und kostet viel Zeit, darum haben sich die vier – schon in der WG lebenden – Studenten etwas ausgedacht. Tanja kommt auf dem Weg zu ihren Vorlesungssälen am Supermarkt vorbei. Sie kauft daher für alle aus der WG ein. Die anderen teilen sich dafür den Abwasch, sodass Tanja auch etwas davon hat. So sparen alle drei halbe Stunden pro Woche. Außerdem hat Tanja mit dem Supermarkt gesprochen, weil sie zusammen viel mehr einkaufen, erhalten sie vom Supermarkt 3% Rabatt. Tanja bietet Lisa an, auch für sie mit einzukaufen.

Tanja: „Ich kann Dir auch Deinen Einkauf mitbringen. Du sparst dann Zeit und außerdem wird es 3% billiger.“

Lisa: „Ja, das hört sich gut an. Dann sind meine Einkäufe in einer Tasche mit denen von allen anderen aus der WG, oder?“

Tanja: „Ja klar. Auch mit meinen eigenen Einkäufen.“

Lisa: „Wenn Du ausgeraubt wirst, sind meine ganzen Einkäufe aber weg, oder?“

Tanja: „Äh ja, das wäre wohl so.“

Lisa: „Und wenn Du einfach abhaust, dann sind meine Einkäufe auch weg? Oder wenn es anfängt zu regnen und alle Einkäufe nass werden, dann sind meine Sache auch nass?“

Tanja: „Ja. Worauf willst Du hinaus?“

Lisa: „Das ist mir zu unsicher. Da bin ich ja total abhängig. Ich geh lieber selber einkaufen.“

Lisa hat recht.

Abhängigkeit birgt Nachteile

Auf den ersten Blick mag uns Lisas Argument vollkommen abstrus erscheinen. Alle genannten Risiken können auch eintreten, wenn sie allein für sich einkaufen geht. Warum eines davon wahrscheinlicher sein sollte, wenn Tanja für alle zusammen einkauft, erschließt sich im ersten Moment nicht. Dennoch lässt sich das Argument nicht von der Hand weisen: Indem sie sich die Unterstützung von Tanja zunutze macht, begibt sie sich auch in Abhängigkeit von Tanja. Zwar spart sie Arbeit und auch Geld, doch wenn sie sich irgendwann daran gewöhnt hat und sich auf den Service verlässt, Tanja aber etwas beim Einkaufen vergisst oder verliert, steht Lisa möglicherweise am Abend ohne den Einkauf da.

Sich auf andere zu verlassen, bedeutet immer auch Abhängigkeit. Wer Abhängigkeit nicht will, darf sich eben nicht auf andere verlassen:

  • auf den Mitbewohner, der mit einkauft
  • den Stromanbieter, dass er Strom liefert
  • die Entsorger, dass sie den Müll weg bringen
  • den Pool, dass er ordentlich wirtschaftet
  • den Lebensmitteleinzelhändler, dass er immer meine Lieblingsprodukte da hat
  • den Bauern, dass er genügend Lebensmittel für unser Essen mitproduziert

Unabhängigkeit ist eine Entscheidung. Sie zu schützen ist legitim. Unabhängigkeit erzwingt aber auch Autonomie.

Der Wunsch nach Unabhängigkeit und seine Ursache

Dass Lisa auf uns wie eine Spinnerin wirkt, kommt nicht von ungefähr. Ihre Meinung ist zwar legitim, passt aber nicht in unsere Gesellschaft. Würde sie ein Fahrrad mit Dynamo aufstellen, um ihren eigenen Strom zu produzieren oder auf dem Balkon den Regen für ihr eigenes Trinkwasser auffangen, würde man sie endgültig für überreizt halten. Im Grunde wäre sie das aber nicht. Tatsächlich haben wir uns von den regionalen Versorgungsbetrieben abhängig gemacht. Der Strom aus der Steckdose ist billiger und so schön bequem. Trinkwasser einfach durch das Aufdrehen des Wasserhahns zu erhalten, ist einfacher als es selbst aufzufangen oder aus der Erde zu pumpen. Diese Bequemlichkeit leisten wir uns aber auch deswegen, weil wir uns schon unser ganzes Leben lang darauf verlassen können. Abhängigkeit spürt man erst mit dem Mangel. Da so gut wie nie Strom oder Wasser ausfallen, kennen wir keinen Mangel und schenken unserer Abhängigkeit keine Beachtung. Würde morgen die öffentliche Stromversorgung zusammenbrechen, sähen wir das auf einmal ganz schnell wie Lisa. Lisa ist also nicht verrückt. Sie hat offenkundig nur weniger vertrauen in ihre Studienkollegen oder die öffentlichen Infrastrukturunternehmen.

Moderne Gesellschaften

Niemand kann selbst seine Nahrung vollständig anbauen, selber das Öl zur Sicherung seiner Mobilität bohren und raffinieren, sein Haus selber bauen, sein Auto zusammenschrauben, seine Energie erzeugen und dann noch einer Arbeit nachgehen. Der Wohlstand in fortschrittlichen Gesellschaften setzt eine hohe Produktivität und damit Spezialisierung und Arbeitsteilung voraus. In modernen Gesellschaften ist Arbeitsteilung daher ebenso selbstverständlich wie notwendig. Jeder nimmt es in Kauf, als Konsument einer Ware oder Dienstleistung – die er nicht selbst erzeugt – abhängig vom jeweiligen Lieferanten zu machen. Umgekehrt sind aber auch die Produzenten und Dienstleister vom Konsumenten abhängig. Arbeitnehmer sind von den Gehaltszahlungen des Arbeitgebers abhängig, aber der Arbeitgeber ist von der Arbeitsleistung seiner beschäftigten Mitarbeiter ebenso abhängig. Wir achten auf solide Kaufverträge, Arbeitsverträge, Mietverträge usw., denn diese sichern negative Folgen der Abhängigkeit so weit wie möglich ab. Sie erhöhen unser Sicherheitsgefühl und helfen uns damit, dass wir uns auf unsere eigene Produktivität konzentrieren können, statt uns von Ängsten von der optimalen Ausschöpfung unserer Möglichkeiten abhalten zu lassen. Wer auf Arbeitsteilung ganz oder teilweise verzichtet oder bestimmte Bereiche davon ausnimmt, schränkt immer auch seine Produktivität ein. In dieser Beziehung gibt es nicht den geringsten Unterschied, ob die Einschränkung darin besteht seinen eigenen Strom erzeugen zu wollen oder alle Produktlieferanten lieber direkt anzubinden, statt sich von einer Einkaufsgemeinschaft unterstützen zu lassen. In beiden Fällen begibt man sich um eines großen Vorteils willen in gegenseitige Abhängigkeitsverhältnisse.

Dass solche gegenseitigen Abhängigkeiten sehr erfolgreich und dennoch sicher sein können, zeigt die Natur. Viele Arten leben symbiotisch zusammen; selbst auf zellularer Ebene ist Symbiose der Normalfall und nicht die Ausnahme. Zusammenarbeit ist ein überlegenes Konzept, nicht trotz der sich daraus ergebenden Abhängigkeiten, sondern sogar genau deswegen. Abhängigkeit erzeugt auch Verlässlichkeit.

Individuelle Entscheidung

Wer sich in bestimmten Bereichen seines Lebens gegen Arbeitsteilung, damit aber auch gegen Abhängigkeit entscheidet, tut dies immer, weil er den potentiellen Partnern misstraut. Misstrauen ist keine gute Grundlage für eine Zusammenarbeit. Deshalb ist die Entscheidung nicht mit einem Pool zusammenzuarbeiten für viele Makler trotz der Nachteile richtig. Sie mögen jeder für sich entsprechende Erfahrungen gemacht haben, die ihnen die Abwägung zwischen den Vorteilen von einer Zusammenarbeit mit einem Pool und den möglichen Nachteilen anders zu machen. Das ist vollkommen in Ordnung. Keine Phobie entwickelt zu haben ist aber auch in Ordnung.

Auch wenn es in einem bestimmten Kreis von Kollegen viel Bestätigung für das Streben nach Unabhängigkeit gibt; das Misstrauen gegenüber Pool-Dienstleistungen groß sein mag: Die Entscheidung für einen Pool bleibt immer auch diejenige für die größere Produktivität, für mehr Effizienz und für eine positive Einstellung darin anderen Menschen sein Vertrauen zu schenken.




2 Kommentare zu “Unabhängigkeit ist mir wichtig, darum kein Pool

  1. Klasse Kommentar – auch wir haben zu Beginn einige Sachen eher kritisch gesehen und auf die vermeintliche „Unabhängigkeit“ gepocht.
    Aber dies kann sehr, sehr schnell zum Nachteil werden – wenn ich mir die Arbeitsbelastung einiger Kollegen ansehe, die „Unabhängig“ sind und alles noch selber machen. Da fahr ich dann doch lieber in den Urlaub, bearbeite Neuanfragen oder Mitmenschen auf Facebook ;).

  2. Ich denke, dass man als Pool-Mitglied gegenüber der Willkür mancher Versicherung sogar deutlich besser geschützt ist als als Einzelmakler. Denn eine selten genutzte Direktanbindung ist aus Sicht der Versicherung schnell unwirtschaftlich und noch schneller gekündigt.

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