Offener Brief an Versicherungsvorstände

Liebe Vorstandsvorsitzende,

ich danke Euch herzlich für die vielen Einladungen zu Top-Produkt-Shows, Innovations-Meetings, Hauptstadtkongressen oder was Euren Marketing-Leuten sonst so alles an kreativen Titeln einfällt.

Jedes Unternehmen sucht natürlich Möglichkeiten, die Top-Entscheider der Vertriebe und Pools für sich einzunehmen. Veranstaltungen mit persönlichem Kontakt bieten dafür immer noch die besten Möglichkeiten. Ich fühle mich geehrt, dass Ihr Euch oft persönlich diesem Anliegen widmet und insbesondere dass Euch dabei meine Teilnahme und die meines Kollegen Lars wichtig ist. Auf diesen Veranstaltungen gibt es oft ein tolles Essen und die hervorragende Möglichkeit viele Entrepreneure der Branche zu treffen. Auch das wissen mein Kollege und ich zu schätzen.

Doch dann schaue ich mir das inhaltliche Programm an. Da bringt Ihr in der Regel die üblichen Produktvorträge in aufwendig erstellten Powerpoint-Folien-Vortragsorgien. Nun ja. Missversteht mich bitte nicht: Ich verstehe, dass Euch Eure Produkte wichtig sind und ich bin überzeugt davon, dass diese prächtige Alleinstellungsmerkmale haben; uns grandiose Umsatzmöglichkeiten bieten. Vermutlich gebt Ihr im Vortrag auch Informationen, die mir bei einem Durchlesen eines Flyers entgehen würden. Das hat schon alles seinen Sinn!

Bloß: Ich habe mit Produkten nichts zu tun. Mein Kompagnon Lars hat mit Produkten auch nichts zu tun. Überhaupt haben die ganzen Vorstände und Geschäftsführer von Vertrieben und Pools heutzutage mit Produkten nicht mehr viel zu tun. Ihr könnt uns von Euren Produkten begeistern und uns so elektrisieren, dass wir nachts nicht mehr einschlafen können. Vielleicht fragen wir uns, wie wir jemals ohne Eure neue Police leben konnten. Bloß: Dadurch verkauft mein Unternehmen nicht ein einziges Stück mehr aus Eurem Portfolio. Diese Entscheidungen treffen nämlich andere.

Die Zeiten einsamer Entscheider sind vorbei. Unternehmen, bei denen jede Auswahl vom einsamen Mann an der Spitze getroffen wird, sind nicht mehr zeitgemäß. Modernes Management verzichtet darauf, über Details zu entscheiden, sich zum Maß aller Dinge zu machen und neben der großen Linie auch die Farbe der Tischservietten oder eben die zu empfehlenden Produkte vorzugeben. Jedes moderne Vertriebsunternehmen hat Produktmanager (Papke, Knie, Timmermann, Koch, Andreas) und/oder Antragsabteilungsleiter (Griebenow, Hoffheinz, Heidemüller, Grommisch, Andreas). Das sind die Leute, die dafür sorgen, dass Eure Produkte beraten und ggf. empfohlen werden. Diese Entscheider verantworten auch die IT-Integration. Wenn Ihr also irgendwie Eure Produkte promotet wissen wollt, sind das die Ansprechpartner, die Ihr umgarnen müsst. Vielleicht wäre es einmal eine Idee, diese Kollegen mit einem netten Essen und tollen Netzwerk-Events zu locken und dabei Eure phantastischen neuen Versicherungsideen zu präsentieren?

Trotzdem sind wir als Geschäftsführer gerne Euer Gast. Wenn Ihr irgendwie immer noch geistig in den Führungsmustern der Cesarenzeit verhaftet seid, hören wir uns natürlich auch weiterhin höflich Eure Produktideen an. Wir würden aber ebenso aus Höflichkeit mit Euch Suaheli lernen. Letzteres wäre vermutlich immer noch sinnvoller.

Es grüßt Euch herzlich und mit einem Augenzwinkern

Oliver Pradetto




4 Kommentare zu “Offener Brief an Versicherungsvorstände

  1. Hallo Oliver,
    nett geschrieben – der offene Brief. Da ist manches durchaus richtig. Mir als Makler würde es allerdings helfen, wenn ich bei der Frage: „Wer hat derzeit ein gutes Preis/Leistungsverhältnis beim Thema Rechtsschutz?“
    Wer hat im Bereich Privathaftpflicht ein Angebot mit unbegrenzter Weltgeltung? Welcher Unfalltarif ist für Handwerker besonders günstig? usw. usw. Da könnte eine Empfehlungsliste als erste Orientierung durchaus hilfreich sein. Manchmal fehlt mir so eine Orientierung und bei blau direkt ist man sehr zurückhaltend…

    1. Hallo Claus,

      der Weg zwischen Empfehlung ein Einflussnahme ist schmal, insbesondere weil wir als Pool nu begrenzt objektiv sein können, wenn es um solche Hilfestellungen geht. Zu groß ist für uns die Bedeutung digitaler Prozesse und zu verlockend dann sich von Margen beeinflussen zu lassen.
      Wir arbeiten aber an einem Newsletter-/Blogkonzept in dem wir generell Produkt- & Tarifinofrmationen in regelmäßigen Abständen bereit stellen wollen. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir darin auf Maklerstimmen zu Wort kommen lassen oder auch mal Maklerbetreuer und Experten. So können diese ihre Einschätzung geben und wenn der Kollege ein Experte für seinen Bereich ist, kann das sicher eine gute Orientierung bieten. Ich denke das geht ein gutes Stück in die von Dir gewünschte Richtung ohne da wir anfangen Euch Produkte anzuempfehlen und unsere Zurückhaltung aufzugeben. Wann genau wir damit starten, steht aber noch in den Sternen.

  2. Eine Art „Produktmatrix“ für jede Sparte in der Art des Deckungsvergleichs dreier Lösungen im Vergleichsrechner könnte da doch ein Thema sein? Quasi so, als ob ich beim Deckungsvergleich „alle“ anklicken und vergleich kann….hm?

    1. Magst Du mir Deine Idee etwas genauer erläutern? Vielleicht mit einem Beispiel? Ich habe eine Ahnung was Du meinst, bin aber nicht ganz sicher. 🙂

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