Provisionsdeckel. Entwicklung der Verwaltungskosten vs. Abschlussprovisionen

Gerne argumentieren die Versicherer mit der erfolgreichen Senkung der Verwaltungskosten. Nun seien die Vermittler an der Reihe ihren Teil beizutragen, immerhin seien die Abschlussprovisionen gestiegen, während man selbst Kosten gesenkt habe.

Was ist dran an diesem Argument?


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Verwaltungskosten tatsächlich gesenkt

Tatsächlich ist es den Versicherern gelungen die Verwaltungskosten in der Lebensversicherung seit 1980 von durchschnittlich 7% auf heute durchschnittlich 2,4% zu senken.
Das ist eine beeindruckende Leistung.

Dem steht eine Steigerung der Abschlussprovisionen von über 20% im gleichen Zeitraum gegenüber. Ein Mißverhältnis, wie viele Versicherer glauben.

Kostensenkung zu Lasten der Vermittler

Tatsächlich wurden die Verwaltungskosten jedoch zu Lasten der Vermittler gesenkt, so müssen Vermittler die für Ihre Arbeit benötigten Dokumente ihrer Kunden und Verträge zwischenzeitlich oft selbst aus teils schwer zugänglichen Extranets downloaden, während diese früher zugestellt wurden. Auch Daten für Anträge haben die Vermittler zwischenzeitlich direkt in den Systemen der Versicherer einzugeben.
Dies sind nur 2 Beispiele, wie die Arbeit der Vermittler einseitig
durch Auslagerung von Verwaltungsarbeiten der Versicherer ausgedehnt wurden.
Tatsächlich ist der administrative Aufwand der Vermittler durch Auslagerungen nahezu verdoppelt worden. Demgegenüber erscheint die Steigerung der Abschlussprovisionen nahezu bescheiden.

Investitionen nur in eigene Ersparnisse

Besonders deutlich wird dieser Egoismus bei den Rationalisierungsinvestitionen der Versicherer: So investieren diese Millionen um die neuen Standards zur Tarifimplementation nach BiPro umzusetzen. Klar: Hier geht es ja darum, dass die Tarife in Vergleichen erscheinen und verkauft werden können.
Auch die Standards zur Datenentgegennahme werden zügig umgesetzt, denn wenn die Daten aus den Systemen der Vermittler direkt in die Systeme der Versicherer fließen spart dies dem Versicherer Geld für manuelle Erfassungsarbeit.
Umgekehrt fließen hingegen kaum Investitionen. Das Vermittler Daten zu Geschäftsvorfällen erhalten ist die große Ausnahme. Der entsprechende BiPro-Standard wurde gerade mal erarbeitet und bis heute hat kein einziger Versicherer diesen vollständig umgesetzt.

Gegenforderung: Versicherer müssen Voraussetzungen für Provisionssenkung schaffen

Es kann sicherlich keinen Zweifel daran geben, dass auch Vermittler Interesse daran haben, dass die Lebensversicherung attraktiv bleibt. Wenn dazu auch Abschlussprovisionen gesenkt werden müssen, werden wir dies unterstützen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Versicherer die nötigen Zuarbeiten leisten.
Nur wer seine Vermittler entlastet, statt immer neue Arbeiten auslagern, kann einen Beitrag fordern.




5 Kommentare zu “Provisionsdeckel. Entwicklung der Verwaltungskosten vs. Abschlussprovisionen

  1. Auch wir verweigern uns nicht einem möglichen aktiven Verzicht in der Abschlussvergütung-wenn die Versicherer ihren Teil dazu beitragen.Tun sie das nicht, gibt es evt. von vielen auf Abschlusscourtage angewiesenen VM eine wilde Flucht in Honorarmodelle, auch das wird nicht eben geordnet ablaufen, vom Sinn ganz zu schweigen. Diesen Verzicht dürfen wir uns nicht aufdoktrinieren lassen und warten, bis die Politik entscheidet, wo bekanntlich selten etwas tatsächlich Sinnvolles beschlossen wird, siehe PKV-Maximierung, dürfen wir auch nicht. Hier sind Vorschläge an die LV-Unternehmen gefragt.

  2. Wehren kann man sich, aber in den meisten Fällen gewinnt der mit mehr Kraft. Auch gemeinsam, ohne eine stake Struktur zu haben, macht ein Entgegensetzen nahezu unmöglich. Die Vergangenheit hat es sehr deutlich aufgezeigt. Aber man kann ja noch hoffen ….

  3. Hier wird die gleiche Diskussion geführt wie zum Thema Provisionsdeckelung bei der Vermittlung von Krankenversicherer.
    Wieder werden die „normalen“ Makler mit den Strukturvertrieben in einen Topf geworfen um das, nicht ganz zu unrecht, negative Image der Strukturvertriebe auf die kundenorientiert arbeitenden Makler zu übertragen. Die erhoffte Folge ist aus Sicht der Versicherer wohl die Stärkung des Ansehens der gebundenen und von Ihren Gesellschaften oft durch Vorgaben geknebelten Vermittler als die bessere Alternative für die Verbraucher.
    Ich habe jedenfalls noch nie von einem Versicherer 70%o für Altersvorsorgegeschäft angeboten bekommen, übrigens auch keine 16 MB in der KV.
    Wenn die Versicherer auch nur annähernd so transparent im eigenen Haus sind wie bei der Courtageveröffentlichung, dann dürfte der Gesamtkostenausweis eines Produkts kein Problem sein.
    Dies wäre für den Verbraucher sicher interessant, für die Versicherer wahrscheinlich eher peinlich.
    Aus diesem Grund sollten die Maklerverbände eine Gesamtkostenangabe und gegebenenfalls -begrenzung fordern. Dann können die Versicherer ja entscheiden welchen Anteil Sie den Vermittlern davon als Courtage anbieten.
    Der nächste Schritt ist logischerweise die Forderung der Versicherer nach einer Deckelung der Courtagen im Kompostitgeschäft, natürlich auf die Höhe der derzeitigen Provisionssätze Ihres eigenen Ausschließlichkeitsvertriebs.
    Bis dahin werde ich versuchen auch mein Sachgeschäft möglichst nur bei Maklerversicherern einzureichen, da weis ich wenigstens wie deren Geschäftspolitik aussieht.

  4. Oliver, dankeschön, daß du dich für uns einsetzt. Mich wundert nur, daß hier lediglich 3 Kommentare sind. Bei der Provision geht es doch um unsere Existenz. Haben die anderen Makler ihren Sack schon voll?? Wir müssten doch viel mehr gegen diese Kürzungsabsichten unternehmen.

  5. Makler tun sich aufgrund ihrer eher kleinen Unternehmensstrukturen schwer, sich in irgendeiner Form zu einem Interessenverband zu bündeln. Versicherer scheinen einen ähnlichen Weg zu erwägen wie Banken: der unabhängige Vertrieb wird auf Dauer nicht als Partner geschätzt. Die Bankenlobby fördert die finale (Tot-) Regulierung bei Kredit- und Investmentvertrieb für Unabhängige Berater längst.
    Was die Kosten angeht werden (Lebens-)Versicherer noch einen harten Weg vor sich haben. Heute habe ich für ein Dynamikanschreiben an einen Kunden die Kostenangabe i.H.v. 10% (!) Vertriebskosten gesehen. Ein anderer Versicherer gibt 7% Vertriebskosten an. Tatsächlich gibt es Anbieter die mit über 10% kalkulieren und da sind Kapitalanlagekosten und Verwaltungskosten noch nicht enthalten. Jetzt frage ich als Kundenanwalt: wie soll da für den Kunden noch eine Rendite übrig bleiben? Welche Kapitalanlage performt dauerhaft in diesen Größenordnungen? Kein Wunder, dass in der Breite schon ein Käuferboykott zu spüren ist. Die Versicherer müssen die fetten Jahre abhaken und den Weg unserer Industrie gehen die längst wieder wettbewerbsfähig ist. Der Makler wird einen Teilverzicht bei den Abschlusskosten beitragen müssen, kann aber sicher nicht alleine den Ausschlag geben. Dem Makler hier ein oder zwei Prozent wegzunehmen ist zwar schicke Publicity führt aber angesichts der Gesamtkostenbelastung kaum zu besseren Ergebnissen aus Kundensicht. Der Wandel ist schon längst da: der Markt wird die Menge der Versicherer und auch die Anzahl an Vermittlern nicht tragen. Intelligente Konzepte in Verbindung mit fairen Kosten (egal ob transparent oder nicht) gepaart mit Qualität in der Beratung werden gewinnen.

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