Was sich hinter "freundlichen Grüßen" verbirgt…

Der geschäftliche Umgang kennt viele Floskeln und Formeln. Doch viele sind nicht so bedeutungslos wie manch einer glaubt. Vielmehr verbergen sich hinter manchen Regeln, die man besser kennen sollte.

Kennen Sie die Bedeutung der üblichen Abschiedsfloskeln in der Geschäftskorrespondenz?

„mit freundlichen Grüßen“…

…ist die wohl am häufigsten verwendete Floskel in geschäftlicher Korrespondenz.  Sie hat eine fest gelegte Bedeutung, die man in etwa so ausführen könnte:

Zwischen uns ist alles in Ordnung. Wir schätzen Sie als Geschäftspartner!

„mit freundlichem Gruß“…

…wird oft ebenso unbedacht verwendet. Die Bedeutung ist hingegen schon eine völlig andere:

Wir werden nun nicht gleich die Truppen losschicken um Sie zu bombardieren, aber allzu gern haben wir uns auch nicht. Wir respektieren Sie und machen weiter Geschäfte miteinander, mehr aber auch nicht.

Ist das die Botschaft, die Sie an Ihren Geschäftspartner senden wollen?

„Gruß“…

…ist noch kürzer. Allerdings ist der vollständige Verzicht auf die „Freundlichkeit“ in der Floskel nicht etwa ein puristischer Ausdruck von Eile. Vielmehr senden Sie Ihrem Gegenüber eine klare Botschaft:

…im übrigen haben wir die Sache schon an die Anwälte abgegeben oder tun das demnächst. Wenn Sie an einem Abhang stünden und abzustürzen drohten: Wir ließen Sie in den Tod stürzen. Nur das Sie es wissen!“

Es versteht sich von selbst, dass diese Floskel niemals unbedacht benutzt werden sollte.

„MfG“…

…kann in Ordnung sein, wenn Sie in beispielsweise in einer SMS Zeichen sparen müssen. Haben Sie hingegen genug Zeichen zur Verfügung, nehmen Sie sich die Zeit und schreiben gefällgst aus, denn sonst sagen Sie Ihrem Kunden:

Meine Zeit ist kostbar. Auf jeden Fall ist Sie so kostbar, dass Dir davon nicht allzuviel zusteht. Auf jeden Fall ist Dein Bedrüfnis mir nicht mehr Befassung wert.

„Hochachtungsvoll“…

…gehört zu den Klassikern der Floskeln. Allerdings ist diese Form der Floskel schon ein wenig arg aus der Mode.

Wir respektieren Sie und unsere geschäftliche Verbindung. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir unsere Zusammenarbeit formell halten möchten.

In einer Zeit in der sich auf Facebook jeder mit jedem befreundet ist diese Art von formellem Umgang nicht die erfolgsversprechendste. Natürlich ist es in Ordnung und Ihr Wunsch wird vom Kunden akzeptiert werden. In einer Zeit in der Unternehmen zunehmend auf 1:1-Marketing setzen könnten Sie allerdings ins Hintertreffen geraten, wenn Sie nicht auch auf das Herz Ihrer Kunden abzielen.

„Servus, Ciao, Tschüssi“…

…gehören zu den unkonventionellen Abschiedsgrüßen. Für diese gibt es keine allgemein festgelegte Bedeutung. Die Bedeutung haben Sie gewissermaßen im gegenseitigem Miteinander festgelegt.

Das bedeutet aber natürlich auch, dass diese Verabschiedungsformeln von Fremden nicht immer so verstanden werden, wie Sie diese vielleicht meinen.

„Herzliche Grüße“…

…, „es grüßt Sie herzlich“ oder „kollegiale Grüße“ gehören ebenfalls zu den unkonventionellen Abschiedsgrüßen für die keine in der Geschäftskorrespondenz festgelegte Regeln existieren.  Allerdings legt die Wortwahl nahe, dass hier eine besondere Form der Beziehung etabliert werden soll.

Sie können mit der Nutzung solcher unkonventioneller Abschiedsformeln mehr Aufmerksamkeit erzeugen und tendenziell das Beziehungsmarketing Ihrer Firma verstärken.

Allerdings gilt auch hier, dass die Deutung allein dem Empfänger obliegt. Ist die Beziehung belastet, kann eine Abschlussformel wie „Herzliche Grüße“ auch schnell als Sarkasmus mißverstanden werden: Stellen Sie sich diese Abschiedsformeln beispielsweise in einer ablehnenden Antwort auf eine Reklamation Ihres Kunden vor.

Wer sich außerhalb der üblichen Floskeln bewegt, sollte dies also mit Bedacht tun.

Ihr Kommentar?

Was mich interessiert:

  • Welche Abschiedsformeln benutzen Sie üblicherweise?
  • Haben Sie diesbezüglich schon besonders positive oder besonders negative Erfahrungen gemacht?

 




13 Kommentare zu “Was sich hinter "freundlichen Grüßen" verbirgt…

  1. Hallo Oliver, guter Beitrag, auch wir machen uns dazu Gedanken, vor allem wenn ich seh was vom Kunden kommt, wie LG Liebe Grüße, oder VG Viele Grüße, meistens erwiedere ich das gleiche, anstele mit freundlichen Grüßen, nehmen wir je nach Kundenbeziehung auch Herzliche Grüße aus Weißenbrunn oder mal aus dem sonnigen Franken usw. Also wir pflegen generell eher die herzliche Seite und so ist das auch gemeint. Beim ersten Kontakten so höflich als möglich also wieder Mit freundlichen Grüßen, oder herzlichen Grüßen, wir wollen auch so wahrgenommen werden, nämlich als Familie mit Herz und unser Kunde gehört zu unserer Familie wenn er denn möchte. Irgendwie ist das wie ein Händedruck durchs mail, auch den kann man unterschiedlich gestalten Liebe Grüße aus Franken
    Gerald Bauer

  2. Hallo Oliver, im geschäftlichen Bereich nutze ich meist „Mit freundlichen Grüßen“, obwohl mir aus meinem ersten Leben das „Hochachtungsvoll“ auch gefällt. Es drückt eben meine Hochachtung vor dem Angeschriebenen aus, hat aber – glaube ich – heutzutage eher amtlichen Charakter und wird immer weniger genutzt. Allzu vertraute Grüße von Kunden wandele ich bei meiner Antwort so ab, daß ich gut damit leben kann. Und wenn ich so darüber nachdenke, sehen meine Emails an Frauen auch ganz anders aus als die an die Männer 😉

  3. Schöner Kommentar Herr Bauer.

    Wir haben unserem Team auch ans Herz gelegt sich gegenüber den Kunden zu öffnen und soviel herzlichkeit zu zeigen, wieder Situation angebracht ist. Den Beitrag hier werdeich gleich mal in den Stileguide aufnehmen.

    In dem Sinne: mit sonnigen Grüßen aus Griechenland

    Marco Barreto

  4. Da kann ich mich Herrn Bauer nur anschließen. Auch wir verwenden unterschiedliche Grüße je nach Kundenbeziehung. Bei Neukunden ist es die althergebrachte Form: Mit freundlichen Grüßen!, und nach dem ersten Telefonat sind es meist: Viele, herzliche, sonnige oder sogar manchmal liebe Grüße!

  5. Das ist richtig Mario. Anlaß meines Blogs war ein Miarbeiter der alle seine e-Mails immer mit „mit freundlichem Gruß“ unterschreibt und sich dabei gar nix gedacht hat. Er hat also keineswegs eine Botschaft mit der Abschiesformel übermitteln wollen.
    Allerdings hindert dies den Empfänger nicht es zu tun.

    Als Empfänger gilt also völlig richtig: Nicht überinterpretieren.
    Als Absender gilt hingegen: Aufgepasst!

    Liebe Grüße
    Oliver Pradetto

  6. Danke für deinen Blog, aber: ohne sein Gegenüber zu sehen/zu hören, möchte ich auch vor zu viel Interpretation in Email oder SMS warnen. Da bekommt man manches Mal eine geschlossene Frage per „whats app“ und antwortet mit „ja“, gleich darauf dann ein „…bist du heute nicht so gut drauf…?“.

    Ich selbst bin da sehr einfach strukturiert: lesen was da steht und nicht versuchen irgendetwas zu interpretieren, was der andere vielleicht überhaupt nicht so gemeint haben könnte.

    Pfiats eng!

  7. Mein Großvater, seines Zeichens Behördenleiter einer mittelgroßen deutschen Stadt, sagte einst zu mir: „Wenn ich jemanden sagen möchte: „LmaA“, kann ich auch genausogut Hochachtungsvoll verwenden, nur dass dies unverfänglicher ist.

  8. Die Steigerung gab es seinerzeit auch noch: „Mit vorzüglicher Hochachtung“ = auf Deutsch: am Besten läufst Du Sack mir nie über den Weg.

Komentar verfassen

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.