Warum eine großzügige Schadenregulierung manchmal kontraproduktiv ist

Worauf kommt es bei einem guten Versicherer an?

Viele würden diese Frage mit einer großzügigen Schadenregulierung und Kulanz beantworten.  Doch diese Annahme ist irrig, denn eine großzügige Schadenregulierung kann zu einem schlimmen Bumerang für den Kunden werden.

Entscheidung über Schadenregulierung obliegt dem Versicherer

Anders als Kunden oder Makler oft glauben, obliegt die Entscheidung ob ein Schaden reguliert wird in vielen Fällen dem Versicherer. Der Kunde kann eine Regulierung nicht grundsätzlich ablehnen.

Dies ist vor allem relevant in der Kfz-Versicherung, denn hier erleidet der Kunde in Folge der Regulierung von Haftpflichtschäden durch anschließende Hochstufung den Verlust von Schadensfreiheitsrabatten und somit deutliche Kostennachteile.

Gerichte entscheiden gegen Kunden

Bereits mehrfach haben eigenmächtig durch den Versicherer durchgeführte Regulierungen zu Streit mit den Versicherten geführt. So entschied sowohl das Landgericht Coburg 2009 als auch das Landgericht München 2010 (Az.: 333 C 4271/12), dass der Versicherer nicht dazu verpflichtet sei, sich auf einen Prozess mit ungewissem Ausgang einzulassen.

Nur wenn es von vorneherein als vollkommen unvernünftig angesehen werden musste, dass der Versicherer einem Unfallbeteiligten Ersatz leistet, hat der Kunde Anspruch darauf, dass er nicht hochgestuft wird. Doch fast immer ist die Sach- und Rechtslage bei Verkehrsunfällen zweifelhaft und eine Regulierung preiswerter als das Klagerisiko.

Großzügige Regulierung aus Eigennutz

Natürlich entstehen einem Versicherer erhebliche Personal-, juristische und Zinskosten, wenn dieser sich unnötigerweise auf eine Klage einlässt. Eine großzügige Regulierung ist in der Mehrzahl der Haftpflichtschäden der richtige Weg. Nur weil der eigene Kunde eine abweichende Meinung hat – gar ein notorischer Streithansel oder Rechthaber ist – ist es dem Versicherer nicht zumutbar, die Regulierung abzulehnen und sich diesen Kosten auszusetzen.

Doch hinterlässt das Urteil auch einen faden Beigeschmack, denn versierte Schadensabteilungen kalkulieren professionell:

Ist es mitunter nicht günstiger einen Haftpflichtschaden von wenigen hundert Euro anstandslos zu übernehmen und dafür den Kunden hochzustufen?

Die Hochstufung bringt in den Folgejahren mitunter mehrere tausend Euro Mehreinnahmen.  Schon aus reinem Eigennutz kann eine großzügige Schadenregulierung bei kleinen Haftpflichtschäden ökonomisch für den Versicherer sinnvoll sein, zumal dieser mit dem Geschädigten eventuell sogar einen neuen Kunden gewinnt.

Diesem simplen ökonomischen Ansatz ist der Versicherte fast wehrlos ausgesetzt.

Clevere Makler schützen ihre Kunden

Als cleverer Makler kann man in diesen Fällen eingreifen.  Die zuvor beschriebene Gefahr einer zu großzügigen Schadenregulierung zum Zweck der anschließenden Beitragserhöhung besteht vorwiegend bei zweifelhafter Rechtslage und kleinen Schäden.

Die Rechnung des Versicherers geht nur auf, wenn der Kunde auch nach der Regulierung beim jeweiligen Versicherer verbleibt und die anschließende Beitragserhöhung erträgt.

Reicht der Kunde hingegen mit der Schadensmeldung seine Kündigung (nicht schadensbedingt, sondern zur nächsten Hauptfälligkeit!) ein, geht eine etwaige Spekulation  des Versicherers auf Mehrbeitrag nicht auf und die Schadensabteilung kalkuliert  in der Abwägung der Schadensregulierung anders.

Ohnehin macht es immer Sinn nach einem Schaden den Versichererwechsel zu prüfen, denn die Hochstufung nach einem Schaden erfolgt nicht beim regulierenden Versicherer, sondern bei dem Versicherer, wo der Kunde im Folgejahr versichert ist. Die Rückstufungstabellen sind dabei sehr unterschiedlich. Einige Versicherer stufen nach einem Schaden bis zu 15 Jahre zurück, andere bei gleichem Schaden nur 2 oder 3. Durch einen rechtzeitigen Wechsel des Versicherers kann der Versicherte bei Prüfung der Rückstufungstabellen so mitunter einige Jahre Schadensfreiheit und damit mitunter viele tausend Euro retten.

Die Kfz-Fachabteilung von blau direkt verfügt über genaue Rückstufungstabellen und berät Sie gerne.

 




2 Kommentare zu “Warum eine großzügige Schadenregulierung manchmal kontraproduktiv ist

  1. „Clevere Makler schützen ihre Kunden“
    Dazu gehört im Beitrag die ergänzende Info, dass Kunden nach Regulierung durch den Versicherer die Möglichkeit des Schadenrückkaufes innerhalb von 6 Monaten haben.

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