Word ist schon eine tolle Sache. Neben den Standardschriftarten lassen sich knapp einhundert weitere Schriften auswählen. Briefen lässt sich auf diese Weise eine individuelle Note geben.
Warum diese Gestaltungsvielfalt nicht auch ausschöpfen, wenn es um Ihre Homepage geht?
23 Millionen mögliche Kombinationen
Tatsächlich können sie in der Gestaltung Ihrer Homepage nahezu jede zur Verfügung stehende Schriftart auswählen und in den Homepage-Managementsystemen oder in den Vergleichsrechnern von blau direkt anzeigen lassen. Zusammen mit Farbauswahl und Schriftgröße stehen Ihnen 23 Millionen verschiedene Kombinationen zur Auswahl. Doch die Sache hat einen Haken.
Sparsamer Datenverkehr
Tatsächlich wird Ihre Website nicht Pixel für Pixel durch das Netz zum Nutzer übertragen, sondern lediglich eine Beschreibung davon. Der Browser des Empfängers baut die Seite dann gemäß der Beschreibung wieder zusammen. Das ist sparsam und geht erheblich schneller.
In der Praxis bedeutet dies, das der Empfänger nicht die von Ihnen ausgewählte Schrift übermittelt erhält, sondern lediglich die Information, welche Schrift sie ausgewählt hatten. Verfügt der empfangende Computer nicht über diese Schriftart, wählt er zwangsläufig die Standard-Schriftart des Browsers aus und das sieht dann nicht mehr so aus, wie Sie dachten, sondern manchmal reichlich grausam.
Bilder statt Schrift
Für dieses Problem gibt es eine naheliegende Lösung. Einige Designer sind so verliebt in ihr Design, dass diese die Texte in Bilder umwandeln. Auf diese Weise stellen Sie sicher, das wirklich alle Elemente immer genauso aussehen wie vorausgeplant, da nun nicht mehr Texte nebst Darstellungsanweisungen, sonderen die Bilder Pixel für Pixel durchs Netz auf den Browser geschickt werden.
Doch für diese Design-Orgie zahlt der Website-Betreiber einen hohen Preis. Die Übertragung dauert länger und die Webseiten bauen sich langsamer auf. Dies bestraft Google in schlechterer Listung und der Nutzer, weil er eventuell abbricht.
Auch gibt es Nutzer, die Bilder um der Geschwindigkeit willen ausblenden. Für solche Nutzer bleiben Ihre Seiten komplett unsichtbar. In mobilen Endgeräten (etwa Smartphones oder Tablets) passt sich die Schrift nicht mehr der Größe des kleineren Bildschirms an und der Nutzer muss sich quälend durch die Website scrollen. Last but not least: Google kann die Texte nicht mehr auswerten und fortan sind Ihre Webseiten kaum noch für Kunden zu finden.
Wenn Sie einen Designer haben, der Ihnen um des Design willens zu dieser scheinbaren Lösung rät: Feuern Sie ihn!
Design follows Function
Gute Designer wissen, dass es bei gutem Design um Funktionalität geht. Wenn Sie wollen, dass Ihre Seiten sich schnell aufbauen und dennoch gut aussehen, gibt es daher nur eine sinnvolle Lösung für das Problem: Verwenden Sie Schriftarten, die vermutlich jeder Nutzer auf seinem Computer hat.
Dazu gehören Helvetica, Arial, Verdana und andere. Ihr Auswahl ist dadurch zwar eingeschränkt, aber dafür kann jeder Ihre Seite genau so sehen, wie Sie es wollen.
Serifen nur auf dem Papier besser
Auch Times New Roman gehört zu den Schriftarten, die so ziemlich jeder Computernutzer weltweit auf seinem Computer hat. Tatsächlich liest man häufig die Empfehlung Schriftarten wie Times New Roman zu benutzen, weil diese Serifen haben und dadurch besser lesbar sind. Aber Achtung: Das gilt nur für gedruckte Buchstaben. Auf dem Bildschirm verschwimmen die Serifen und die Schrift wird schwer zu lesen. Bevorzugen Sie besser serifenlose Schriften wie Verdana oder Arial.
Manchmal ist weniger eben mehr.
Die Verwendung eigenartiger Schriftarten führt eigentlich immer zur Nutzerverwirrung. Ich persönlich hasse Seiten, wo mit solchen Design-Ticks jemand sein Ego aufpolieren will…
Ich habe früher auch den Fehler gemacht, auf einer Seite verschiedene Schriften und sogar noch mehrere Farben zu haben. Dies wurde ganz schnell geändert. Normale Schrift und eine Farbe wirken am BESTEN. Evtl. kann man die Telefonnummer noch hervorheben.
Auch eine Möglichkeit sind http://www.google.com/webfonts.
Zum Weiterspinnen: http://www.elmastudio.de/webdesign/grose-typografie-als-neuer-trend-im-webdesign
– Hans Steup, Berlin
Danke für den Denkanstoß, werde gleich mal die Schriften kontrollieren … Allerdings gehe ich einfach mal davon aus, daß in eurem Baukasten nur die „guten“ Schriften verwendet werden 🙂
Kann mich Hans nur anschliessen. Mittlerweile gibt es fast 600 Googlefonts die sich größtenteils unproblematisch über CSS in die eigene Website integrieren lassen und sich dann durchaus vorteilhaft bemerkbar machen! Die Browserkompatiblität ist mittlerweile auch kein Thema mehr.
Grundsätzlich gilt: Keep it clean and simple. Serifen gehen durchaus, aber bitte nur für Headlines oder optische Hervorhebungen. Schmuckschriften wie z.B Comic Sans gehen gar nicht! Wenn es denn unbedingt sein muss, auch hier maximal die Headline.
Schriftgrößen sollte man beim Text auf zwei-drei beschränken, maximal drei erträgt das Auge (z.B. Headline, Subline, Fliesstext). Immer auf genügend Weißraum achten. Lieber kurz und prägnant und mit Raum drumherum, als lang, ausschweifend und optisch eingeklemmt. Die Laufweite eines Satzes sollte ebenfalls in der Horizontale eingeschränkt werden. Lieber in drei Spalten teilen, als über die komplette Breite, dass erhöht die Lesbarkeit enorm.
Gleiches gilt für Farben. Hier ist besonders der Kontrast wichtig.
Übrigens kann man auch ab von den Schriften mit dem Thema viel Spass haben, Stichwort Iconfonts. Da wir über sogenannte Vektorsymbole (Vektor = mathematisch definiert nicht durch Pixel) reden, verringert sich die Ladezeit Ihrer Seite im Vergleich zu gleichwertigen Bildern und die Symbole sind egal auf welchem Lesemedium (Stichwort Retina) gestochen scharf.
Hier mal ein, zwei interessante Quellen:
http://typewonder.com/home (Zum austesten von Schriften auf der eigenen Seite)
http://www.urbanfonts.com/blog/wp-content/uploads/2013/02/serif-sans.jpg (Vergleich Sans und Sans Serif)