Schädliche Homepage-Inhalte: Team- & Unternehmensvorstellungen

„Das ‚Über Uns‘ ist der häufigst angeklickte Bereich auf unserer Seite.“, meint Bastian Michel und denkt daher, dass Team- & Unternehmensvorstellungen auf der Homepage sinnvoll sind.

Doch stimmt das?

Was wollen Sie? Was will der Kunde?

Im Blogbeitrag „Warum Ihr Homepage-Erfolg von der Konzentration auf das wesentliche abhängt“ ist zu der Thematik einiges gesagt. Normalerweise möchten Sie den Verkauf Ihres Produktes bzw. Ihrer Dienstleistung unterstützen.

Alles, was nicht unmittelbar diesem Ziel dient, lenkt ab und was ablenkt, verhindert den Kauf.

Um das Ziel zu erreichen, müssen Sie Ihrem Kunden geben, was dieser will. In den Blogbeiträgen „Was 10% Ihrer Homepagebesucher wollen!“ und „Was 90% Ihrer Homepagebesucher wollen!“ finden Sie dazu klare Hinweise.

Daraus folgt unmittelbar, dass Ihr Kunde nicht auf Ihre Homepage geht, um sich über Ihr Unternehmen oder gar über Ihr Team zu informieren. Vielmehr weiß er in vielen Fällen schon mit wem er es zu tun hat – dann braucht er keine Vorstellungen – oder aber es ist ihm egal.

Teamvorstellungen sollten daher nicht im Mittelpunkt Ihrer Homepage stehen. Als reine Selbstdarstellungen dienen diese ohnehin eher dazu Ihrem Geltungsbewusstsein genüge zu tun, als dass diese ein Bedürfnis des Kunden befriedigen.

Wer liest Selbstdarstellungen?

Wenn Selbstdarstellungen wie „Über uns“ oder „Unser Team“ nun häufig gelesen werden, dann widerlegt dies das oben gesagte nicht. Vielmehr stellt sich die Frage, wer eigentlich die Besucher sind, die diese Inhalte als erstes lesen.

Maklerbetreuer machen sich die Arbeit oft vorher genau nachzuprüfen, mit wem diese es zu tun haben.  Auch Bewerber prüfen anhand dieser Homepageinhalte bei wem sie sich bewerben.

Das heißt:  Solche Inhalte erzeugen Sie nicht in erster Linie für Ihre Kunden, sondern für Leute die nicht Ihre Produkte im Visier haben, sondern Ihr Unternehmen.

Es kann durchaus sinnvoll sein, auch diese Zielgruppen anzusprechen. Immerhin haben Sie Interesse an guten Bewerbern oder attraktiven Produkten, nicht wahr?

Allerdings sind diese Zielgruppen bereit sich durch Ihre Homepage durchzuklicken. Das heißt, diese Inhalte gehören als ein untergeordneter Menüpunkt in Ihr Standardmenü oder als ein Unterpunkt zum Impressum. Auf keinen Fall brauchen Sie diese Inhalte in den Vordergrund zu setzen. Es sei denn Ihr unternehmerisches Ziel bei der Konstruktion läge in erster nicht im Verkauf an Endkunden, sondern beispielsweise bei der Gewinnung von Bewerbern oder neuen Anbindungen von Zulieferern.

Lindenstrassen-Effekt

Menschen interessieren sich für Menschen. Anders ist es nicht zu erklären, dass Millionen Menschen sich täglich die kleinen Dramen in Reality-Shows, Gerichtssendungen, Talkshows und Dailysoaps ansehen.  Deswegen sind tatsächlich viele Menschen an Mitarbeitervorstellungen interessiert.

Allerdings ist dieses Interesse erst geweckt, wenn der Kunde schon eine Entscheidung für den Kauf getroffen hat. Dann – und erst dann – will er sich nochmal über das Team oder Unternehmen informieren, um seine Entscheidung abzusichern. Das bedeutet, dass auch diese Gruppe bereit ist, 2 Klicks mehr zu machen, um an die Vorstellung zu gelangen.

Richtig eingesetzt

Geht man von dem zuvor gesagten aus sollte klar sein, dass Unternehmens- & Teamvorstellungen erst dann Aufmerksamkeit von Ihnen erhalten sollten, wenn alles andere schon getan wurde, um Ihr Primärziel – Verkauf bzw. Verkaufsunterstützung – zu erreichen. Dann können Selbstdarstellungen tatsächlich sinnvoll auf Pages in der zweiten Ebene eingesetzt werden.

Allerdings muss einem klar sein, wer aus welchem Grund liest:

  • Bewerber, um zu prüfen,  ob sie bei Ihnen arbeiten wollen
  • Verkäufer, um sich auf den Verkauf an Sie vorzubereiten
  • Kunden, die ihre bevorstehende Kaufentscheidung ein letztes Mal gegenprüfen wollen

Mit dem Wissen um diese Leser können Sie Ihre Unternehmensdarstellungen und Teamvorstellungen in Ihrem Sinne unterstützend einsetzen.

Es geht also nicht darum, hier möglichst aufrichtig zu sein – wobei Authenzität natürlich wichtig ist – , sonder darum exakt den Eindruck zu unterstützen, den Sie sich auf der Seite von Bewerbern, Produktanbietern und zweifelnden Kunden wünschen. Das heißt auf keinen Fall, dass Sie die Vorstellungen so zurecht drehen, wie Sie diese gerne hätten, aber Sie müssen nicht alle Mitarbeiter vorstellen, sondern nur diejenigen, die den Eindruck vermitteln, den Sie haben wollen und Sie brauchen nicht jedes abstruse Privathobby schildern, können dies aber tun, wenn dies die Besucher emotional positiv anspricht.

Insbesondere Teamvorstellungen eignen sich hier gut, um den Eindruck in Ihrem Sinne zu steuern. So werden die Vorstellungen bestimmter Team-Mitglieder von bestimmten Interessentengruppen intensiver gelesen als andere.

Während Kunden sich besonders für Kundenbetreuer und Fachexperten interessieren, lesen Bewerber lieber etwas von den Angestellten, die solche Stellen besetzen, für die diese sich interessieren. Verkäufer sind hingegen an den Entscheidungsträgern interessiert.

Sind Team- & Unternehmensvorstellungen doch nützlich?

Als Fazit kann man festhalten: Klassisch verstanden sind Team- & Unternehmensvorstellungen fehl am Platz. Ihre Homepage soll Ihre Ziele unterstützen und keine Veröffentlichungsplattform für Ihr Geltungsbewusstsein darstellen.

Als abrundendes Element mit dem richtigen Verständnis gezielt eingesetzt, können diese aber auch extrem positiv wirken.




19 Kommentare zu “Schädliche Homepage-Inhalte: Team- & Unternehmensvorstellungen

  1. Genau das Thema hatten wir am letzten Tag in Wien diskutiert. Ein Mitarbeiter von blaudirekt war ebenfalls der Meinung, dass der Button „Über uns“ komplett entfallen könnte. Ich kann nur aus Erfahrung sagen, dass diese Unterseite nicht ganz so wichtig ist, aber doch hier in meiner Region die Leute wissen wollen, wie lange man schon als Versicherungsmakler tätig ist, denn viele Kunden bemängeln, dass vorherige Vermittler heute unauffindbar sind.
    Meine Meinung:
    Es sollte irgenwo auf der Homepage zu finden sein, aber bestimmt nicht auf die Startseite.
    Beste Grüße und ein schönes Wochenende
    Timo Fuhrmann

  2. Tatsächlich gehört die „Über uns“ Seite auch bei uns zu den meistgelesensten Seiten, allerdings waren die Besucherquellen nicht zuordenbar. Um den Neukunden nicht zu sehr vom „Kauf“ abzulenken, sollte die Seite auf eine untergeordnetere Ebene. Da werden wir nachbessern müssen. Vielen Dank für die nützliche Anregung. Viele Grüße, André Perko

  3. Der Artikel ist nicht schlecht. Nur übersieht der Autor den Unterschied zwischen Homepages im Allgemeinen und Homepages von Produktanbietern.

    Wann war denn jemand jemals auf der „über uns“-Seite bei Amazon, ebay, Bahn, HRS, Fluege.de usw.usf.?

    Werde ich als Produktanbieter wahrgenommen – und dies ist bei den 90% der Homepage-Besuchern der Fall, die einen Preis suchen, spielen diese Seiten keine Rolle. Für die anderen 10% ist die -Über uns -Seite von Interesse, aber die jenigen sind bereit einen Klick mehr zu machen.

  4. D‘ accord. Die meisten Leute wissen allerdings, was sie von amazon und der Deutschen Bahn zu erwarten haben. Die Beratungsagentur, die ein Gesicht in den Vordergrund stellt (wie zB bei SocialTriggers und Copyblogger), profitiert etwas mehr von einer About-Seite, wenn sie die About-Seite dazu nutzt, about the customer zu schreiben 🙂 und ggf. die E-Mail-Adresse des Interessenten einzufangen.
    .
    Niemand sollte seine About-Seite überbewerten, allerdings auch nicht vollständig ignorieren. Da sind wir wieder beisammen 🙂

  5. Das bei uns die meisten Besucher auf über uns klicken, liegt definitiv daran, dass wir nicht als Produktanbieter wahrgenommen werden. Die Besucher auf unserer FirmenSTARTseite sind keine Kaufkunden. Da wird erstmal gecheckt mit wem man es da zu tun hat. Es sind meist Empfehlungen von anderen Kunden.

    Und trotzdem gebe ich Dir vollkommen recht, dass man der Seite nicht zuviel Aufmerksamkeit beimessen sollte. Die Verweildauer auf dieser Seite ist auch sehr gering. Da wird kurz drübergeflogen und geschaut ob wir nicht vielleicht ausgebüchste Verbrecher sind. (Wenn die wüssten)

  6. Am besten funktioniert, wenn der Kunde abschliesst, ohne anzurufen 🙂 Bei Anrufen von Fast-Kunden habe ich nicht so gute Erfahrungen. Aber das unterscheidet sich wahrscheinlich bei den meisten. Vielleicht habe ich auch nicht die beste Telefonstimme.

  7. Ich mache es heute so, dass ich die Interessenten erstmal was „machen“ lasse. Entweder ons Büro kommen oder einen Fragebogen ausfüllen. Der Interessent muss erstmal „beweisen“, dass er ernsthaft Interesse hat.

    Vorher mache ich mittlerweile gar nichts mehr. Bin ja schließlich nicht die Auskunft 😀

  8. Ich kann nur sagen, dass wenn der Kunde alleine abschließt, die meisten Nacharbeiten anstehen. Der Kunde hat sich falsch entschieden, hat doppelt den Abschluß angeklickt, hat z. B. bei einer Zahnversicherung falsch verstanden das 70% vom Rechnungsbetrag mehr ist, als 85% vom Restbetrag nach Vorleistungd er GKV. Bei mir klappt es am BESTEN, wenn der Kunde sich telefonsich meldet und er wird am Telefon beraten. 80% schließen dann sofort online ab.

  9. Ehrliche Antwort? Die meisten werden von mir zu der Seite geführt. Sei es über Facebook, sei es über Empfehlung, sei es über Leadkauf. Den Traum, dass Leute einfach mal so über das Internet abschließen, kommt selten vor. Da kommen meistens nur Reiseversicherungen usw. raus. Was gut klappt: Ich bin bei Hundeschulen mit Verlinkung auf deren Internetseiten. Noch viele weitere Möglichkeiten, welche ich hier natürlich nicht öffentlich mache. Ich gebe dazu nur ein Stichtwort: Gratis Zahnversicherung oder gratis Kranken 2 Bett/ Chefarzt Versicherung usw. Gerne mich KONTAKTIEREN. Bin im Internet zu finden;-)

  10. Ja die Quote kommt natürlich auch noch davon, dass ich mehrere Internetseiten habe, wo auch Stromvergleiche, Baufinanzierung usw. angeboten werden. Soeben hat wieder einen Stromtarif abgeschlossen. Diese Person wird dann evtl. auch noch andere Vergleiche anstreben.

  11. Btw. Check24 beschäftigt an die 200 Telefonisten und gibt an, dass mehr als 50% der Abschlüsse telefonisch begleitet werden.
    Onlineaktivitäten sind demnach als zusätzlicher Kommunikationsweg am erfolgreichsten. Nur selten gelingt es jedch, den Menschen völlig auf die Maschine zu verweisen. 🙂

  12. Also ich lese das „über mich“ oder „über uns“. Mir ist es nicht wurscht, wie sich ein Unternehmen präsentiert, wer dahinter steckt („ach der, den habe ich doch neulich als Abzocker / Wohltäter im Fernsehen gesehen“) usw.

    Was mir wurscht ist, ganz ehrlich, wo die zu finden ist. Steht diese Vorstellung in der Navigationszeile am Anfang, ist sie gut zu finden, ich muss ja nicht drauf klicken. Muss ich danach suchen, werde ich genervt bis misstrauisch. Für mich hat das was mit Offenheit und Transparenz zu tun.
    Ich möchte fast immer wissen, mit wem ich es zu tun habe.
    Selbst wenn ich weiß, was ich kaufen möchte, ist noch lange nicht gesagt, dass es egal ist, wo ich es kaufe. Dann vielleicht lieber ein paar Euro mehr ausgeben, bei einem Unternehmen, das mir vertrauenerwckend scheint.
    Man weiß doch, wie schnell man im Netz abgezockt werden kann. Da braucht doch der Sitz der Firma nur im Ausland sitzen und schon bin ich der Dumme, wenn da ein billiges Plagiat geschickt wird.

    Rosemarie Benke-Bursian

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