Ist die Bereitstellung eines Freifunk-Knotens auch etwas für Sie?

Ein Haufen Idealisten (zugegeben, ich gehöre dazu) träumt von einem freien Internet für die ganze Welt. Keine staatliche Kontrolle, keine kommerzielle Kontrolle, freier Informationsaustausch, anonym und kostenfrei, überall verfügbar. Ein Netz das den Menschen gehört.

Egal, ob Sie dieser Idee etwas abgewinnen können oder einigen Aspekten kritisch gegenüber stehen, die Unterstützung kann Ihnen konkrete Vorteile bescheren.

Wie das Prinzip der Freifunk-Netze funktioniert

Das Prinzip basiert gewissermaßen auf dem gleichen Prinzip wie Wikipedia. Viele Menschen unterstützen eine Sache ein bißchen. In der Masse entsteht dadurch ein großer Nutzen für alle.

Beim Freifunk haben sich versierte IT-Studenten mit anderen enthusiastischen Unterstützern zusammengetan und die technischen Grundlagen für ein freies Internet entwickelt. In der ganzen Stadt schließen Freiwillige kleine WLAN-Boxen an Ihre Internetleitungen an, die dann als Einwahlknoten dienen.

Die einzelne WLAN-Box baut intern einen VP-Tunnel zu den Hauptknoten des Freifunks auf. Die eigene IP wird also nicht genutzt. Der Datenverkehr im Netz wird verschlüsselt.

Alle so in der Stadt angeschlossenen WLAN-Boxen schließen sich zu einem Netz zusammen, dass schließlich überall freies und anonymes Surfen im Netz ermöglicht.

Was müssen Sie tun, wenn Sie den Freifunk unterstützen möchten?

Sie melden sich beim Freifunk Ihrer Stadt. Es kommt dann irgendwann jemand vorbei und gibt Ihnen eine dieser WLAN-Boxen. Eventuell schließt er diese sogar für Sie an. Für die Box entrichten Sie einmalig 20 Euro. Sie geben dann einen kleinen kaum merklichen Teil der Bandbreite Ihres Internetzugangs ab. Um Ihren Standort herum entsteht ein frei zugängliches WLAN (Funknetz) das zum Teil des Freifunk-Netzes Ihrer Stadt wird.

Wenn Sie wollen können Sie noch einen Aufkleber an Ihrer Tür oder Ihrem Fenster anbringen, der signalisiert, dass Sie einen Hotspot für das Freifunk-Netz anbieten (macht sich unter PR-Gesichtspunkten ganz gut).

Welche Risiken tragen Sie?

Risiken gibt es faktisch keine, denn es wird nicht Ihre IP benutzt, sondern nur ein teil Ihrer Bandbreite. Sie tragen daher keine Mitstörerhaftung für etwaige Rechtsverstöße. Auch dringt Ihre IP aus dem gleichen Grund nicht nach außen, so dass Ihr Netzwerk oder PC nicht wie sonst bei WLAN-Netzen gehackt werden kann.

Die Sache ist nach gegenwärtigem Wissensstand frei von jeglichen Risiken.

Was bringt Ihnen es den Freifunk zu unterstützen?

Ich könnte Ihnen jetzt eine Menge über die Ideale der Internetgeneration erzählen und von einer freieren besseren Welt schwafeln (und ja, ich glaube sogar daran!), aber ich will Ihnen ganz konkrete Vorteile erläutern.

Zunächst mal der kleinste Vorteil: PR, Imagewerbung, Zielgruppenwerbung. Die Idee des Freifunks ist bei Studenten und jungen Menschen sehr populär. Oft kann man dann sogar auf den Webseiten der Funk-Organisatoren die eigenen Motive benennen und so ungemein preiswert werben.

Siehe hier: http://freifunk.metameute.de/Warum

Wo kann man mit 20 Euro so viel Wirkung erreichen?

Aber Sie haben noch mehr Nutzen und dazu will ich Ihnen meine Geschichte erzählen:

Meine Geschichte

Seit einiger Zeit führen wir bei blau direkt Treffen mit langjährigen Partnermaklern, aber auch mit Interessenten durch.

Fast alle bringen mittlerweile Smartphones oder Tablet-PCs mit. Mobile Technik ist selbstverständlich geworden, da viele gerne zwischendurch eine E-Mail oder SMS beantworten wollen. Doch nicht jeder hat UMTS mit einer Datenflatrate und so wurde ich schon öfter gefragt, ob wir ein WLAN im Haus hätten.

So kam ich auf die Idee, das unser Haus ein eigenes WLAN bräuchte. Das kostet vielleicht 100 Euro (dachte ich mir) für eine WLAN-Box und dann muss das noch einer meiner Leute irgendwie anschließen und einrichten. Alles in allem am Ende vielleicht 200 Euro kosten.

Die Kosten wären nun die eine Sache gewesen, aber mein Systemadministrator (das macht bei uns Marcel) widersprach gleich: „Bitte? Sie wollen unser Netzwerk gefährden? Nix da!“. Dann musste ich mir erklären lassen, dass man WLAN-Netze angreifen könne und ein versierter Hacker so auf unsere Computer kommen könne. Das kann man zwar ausschließen mit dem nötigen Knowhow, aber das haben wir bedauerlicherweise nicht bei uns im Haus. Das KnowHow kann man kaufen, aber das kann schnell mal 1.000 Euro und mehr kosten.

Tja und dann? Dann erhielt ich eine E-Mail von einem alten Bekannten. Ein Nerd: Technikverliebt, etwas skuril, aber auch unheimlich idealistisch. Nun und der schlug mir vor am Freifunk-Netz teilzunehmen.

2 Tage später haben wir nun unser WLAN. Ein toller Service für alle uns besuchenden Makler.

Was hat es mich gekostet?

20 Euro und dafür darf ich mich sogar noch als Unterstützer einer besseren Welt fühlen und brüsten. Ganz ehrlich: Gibt es einen besseren Handel?

Toller Service für Mitarbeiter

Auch meine Mitarbeiter freuen sich mit ihren Smartphones und Tablets über die neuen Möglichkeiten des WLANs in unserem Haus und ich bin sogar ein lästiges Sicherheitsproblem los:

Heutzutage reicht es die falsche Webseite zu besuchen und schon haben Sie einen Virus in Ihrem Firmennetzwerk bzw. auf Ihrem Firmen-PC. Das ist brandgefährlich!

Über den WLAN-Knotenpunkt unseres Freifunk-Knotens können meine Mitarbeiter nun endlich in der Pause ohne Beschränkungen surfen, denn dabei riskieren diese allenfalls ihre eigenen Geräte.

Wie auch Sie teilnehmen können

Googlen Sie einfach „Freifunk“ und den Namen Ihrer Stadt. In sehr vielen größeren Städten gibt es bereits ähnliche Iniativen wie hier bei uns in Lübeck. Es handelt sich bei der Iniative um eine globale Bewegung, die selbst in kleineren Städten schon Einzug hält (bei uns beispielsweise auch schon in Mölln). Wenn Sie in Ihrer Stadt ein Freifunk-Netz finden, dann senden Sie doch einfach eine E-Mail dorthin. Sie werden erstaunt sein, wie schnell ein enthusiastischer Nerd-Idealist sich bei Ihnen meldet.

Mehr Informationen erhalten Sie außerdem unter http://start.freifunk.net/

Dort finden Sie im Impressum auch den Kontakt zu Olaf Koglin der die Sache bundesweit mit Hingabe voranbringt. Falls Sie in Ihrer Stadt noch kein Freifunk-Netz finden, kann er Ihnen sagen, was Sie tun können, um die Sache eventuell dennoch zu unterstützen.

Für eine bessere Welt

Die Freifunk-Netze werden von einer Horde Idealisten aufgebaut und ich will es nochmal sagen: Ich gehöre auch zu diesen Idealisten. Auch ohne Eigennutz hätte ich das Freifunk-Netz unterstützt.

Ich gebe aber unumwunden zu, dass mein Eigennutz enorm ist und meine Investition bei weitem übersteigt.

Doch sagen Sie selbst: Sind dies nicht die besten Konzepte: Wo derjenige der die Welt verbessert auch selbst etwas davon hat? Zumindest erhöht es die Wahrscheinlichkeit enorm, das es am Ende funktioniert.

Eine tolle Sache, die die Nerds sich da ausgedacht haben, oder?




3 Kommentare zu “Ist die Bereitstellung eines Freifunk-Knotens auch etwas für Sie?

  1. Hallo Oliver, Du schribest:
    Die Sache ist nach „gegenwärtigem Wissensstand“ frei von jeglichen Risiken.

    Bedeutet also, dass laut dem heutigen Stand der Kenntnis kein Risiko ersichtlich ist, richtig?

    Möglicherweise gibt es aus Sicht der Internetprovider wettbewerbsrechtliche Einwände. Möglicherweise gibt es – wenn auch aktuell nicht bekannte – Sicherheitslücken, oder diese tauchen im Nachhinein auf. Diese und ähnliche Szenarien stehen den Chancen neuer Kontaktmöglichkeiten und deren daraus resulitierenden Umsatzmöglichkeiten gegenüber.

    Für mich persönlich ist das leider zu wenig zu greifbar, dass der Student mit dem schmalen Geldbeutel irgendwann einmal eine Versicherung über mich abschließen wird, WEIL er sich (hoffentlich) daran erinnert, dass ich ihm irgendwann freien Zugang zum WWW ermöglichte. WENN er sich überhaupt jemals daran erinnern wird.

    Natürlich ist das der Besserverdiener von Morgen, könnte man nun argumentieren.

    Fakt ist und bleibt: Du bietest erst einmal einen Service für ein Klientel mit schmalem Geldbeutel an. Wieviele Zusatzgeschäfte werden daraus resultieren und ist das der Weg über den messbares Geschäft entsteht.

    … sorry, ist mir zu weit weg…

  2. Nun ja Thorsten. Das ist ja nur ein Teil der Vorteile. Das uns jemand kostenfrei unser WLAN-Netz eingerichtet hat, finde ich einen erheblichen Vorteil.
    Aber ich gebe zu, dass das vor allem interessant ist, wenn man reichlich Mitarbeiter hat, die dann durch ihr Fremdsurfen keine indirekte Bedrohung mehr unseres Firmennetzwerks mehr darstellen. 😉

  3. Es gibt noch eine Idee, mit dem man möglicherweise trotzdem einen sehr hohen Nutzen erzielen könnte:

    Unser Sportplatz des eher ländlichen Fußballverein ist wahrlich inmitten der freien Natur. Dies hat zur Folge, dass man mit den Smartphones auch nur eine Edge-Verbindung hat.

    Folglich werde ich mich mal mit dem Vorstand darüber unterhalten, ob ich mich (möglicherweise im Gegenzug zu einem Aushang eines kleinen Werbeschildes mit meiner Internetadresse) mal darum kümmern soll, dass wir in Zukunft alle kostenlos und wild über den Hotspot drauf lossurfen können.

    Man sieht, selbst die eher unscheinbaren Dinge bieten immer auch Chancen; man muss sie nur erkennen!

    Vielleicht gibt es ja ähnliche Probleme in anderen Vereinen meiner Maklerkollegen?

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